Geschichte ist
nicht ein Wissen über die Vergangenheit, das
in chronologisch sortierter Form die über die Vergangenheit
erworbenen Kenntnisse festhält und inventarisiert, aus Daten
und Fakten, Persönlichkeiten und Epochen bestehend, die durch
hohe Gedächtnisleistungen zum Bildungsbesitz werden, mit dem
man bei jedem Quiz imponieren kann.
Die Daten und Fakten sind mehr als das Material, aus dem die
Geschichte erst gebildet wird.
Geschichte ist ein gegenwärtiges Nachdenken über Vergangenheit, das die Daten und Fakten deutend miteinander verknüpft und daraus eine in sich sinnvolle und auf unsere Zeit bezogene Erzählung über einen Ausschnitt der Vergangenheit herstellt. Das Interesse an Geschichte ist das Interesse daran, ob, was und wie das Nachdenken über Vergangenheit dazu beitragen kann, sich in der Gegenwart und absehbaren Zukunft besser zurechtzufinden als ohne solche Erinnerungsakte.
Wenn Geschichte so verstanden wird,
- dann ist es die Suche nach Wertvorstellungen, die Menschen früher gehabt haben,
- dann ist es das Erkennen von Erfahrungen, die Menschen früher gemacht haben,
- dann ist es die Suche nach Erklärungen für Vorhandenes,
- dann ist es ein strikt an die Gegenwart gebundenes und auf die Zukunft bezogenes Erinnern,
- dann ist es ein Einüben einer Erinnerungsfähigkeit, die im späteren Leben in immer neue Zusammenhänge gebracht wird.
Historisches
Lernen ist das Erlernen der Fähigkeit, sich zu
erinnern und die Zukunft nicht einfach geschehen zu lassen.
Es ist das Einüben der Fähigkeit, die sich über die
Erinnerung an Ideen und Erfahrungen, die vom Vergessen bedroht
sind, auf eine menschliche Zukunft richtet.
(Zusammenstellung des Fachbereichs Geschichte am
Seminar Esslingen; in Anlehnung an:
Klaus Bergmann: Kinder entdecken Geschichte. Wochenschauverlag,
Schwalbach 2001, S.6ff.)